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Hilfe bei besonderem Enddarmvorfall
FHH - Franziskus-Hospital Harderberg
Einer 80-Jährigen aus der Region Melle ist am Franziskus-Hospital Harderberg der Niels-Stensen-Kliniken erfolgreich geholfen worden. Bei der Patientin habe seit vielen Jahren eine zunehmende Inkontinenz auch für festen und weichen Stuhl bestanden, so Dr. Erik Allemeyer, der die Abteilung für Proktologie, Kontinenz- und Beckenbodenchirurgie leitet.
Die Patientin habe Stuhl häufig unbemerkt in die Unterwäsche verloren oder sie habe das Herausrutschen des Stuhles bemerkt, aber nicht verhindern können. Allein diese Symptome belasteten die Patientin sehr. Sie führte über 3 Monate ein gezieltes Schließmuskeltraining kombiniert mit Beckenbodengymnastik durch, konnte aber keine Verbesserung erreichen. Aufgrund der ausgeprägten Schließmuskelschwäche mit nahezu klaffend schlaffem Analkanal entstand dann ein ständiger Enddarmvorfall über mehr als 15 Zentimeter vor dem After. Dieser verursachte Schmerzen und Blutungen. Zwar konnte die Patientin den Enddarmvorfall häufig wieder zurückschieben, der sogenannte Rektumprolaps belastete die Patientin jedoch nun zusätzlich erheblich.
Die Patientin behalf sich über viele Jahre mit Windelvorlagen und schob den Enddarmvorfall immer wieder zurück. Sie konnte zum einen lange Zeit nicht ihre Scham überwinden, ärztliche Hilfe zu suchen. Zum anderen unterstützte sie selber als gelernte Arzthelferin ihren Ehemann in seiner Hausarztpraxis und wollte ihm keine Ausfallszeiten zumuten. Erst als ihr Ehemann verstorben war, fasste die Patientin den Entschluss, endlich auch an sich selbst zu denken und Hilfe zu suchen. Sie wandte sich unterstützt durch ihre Tochter an die Spezialsprechstunde von Dr. Allemeyer.
Da alle empfohlenen konservativen Therapiemaßnahmen ausgeschöpft waren, kam nur eine Operation infrage. Zwar werden Operationen bei Enddarmvorfall in der Abteilung von Dr. Allemeyer sehr häufig durchgeführt, bei dem Versuch, eine Darmoperation mit Beseitigung des Enddarmvorfalles vorzunehmen, hätte aber bei der Patientin aufgrund der sehr ausgeprägten Schließmuskelschwäche weiterhin die sehr belastende Stuhlinkontinenz bestanden. "Es ist deshalb ein ganz besonders wichtiges Grundprinzip in der Versorgung der betroffenen Patientinnen und Patienten in einem einfühlsamen ärztlichen Gespräch herauszufinden und gemeinsam mit ihnen zu erarbeiten, welche individuelle Lösung am besten passt", so Dr. Allemeyer.
So äußerte die Patientin schon von sich aus sehr vorsichtig den Gedanken, ob nicht vielleicht ein künstlicher Darmausgang eine Hilfe sein könnte, weil dann beide Probleme beseitigt würden: Die Stuhlinkontinenz und der Enddarmvorfall. Durch Dr. Allemeyer wurde die Patientin einfühlsam und behutsam über die infrage kommenden Therapiemöglichkeiten informiert. Nach eingehenden Gesprächen entschloss sich die Patientin dann tatsächlich zur Enddarmoperation mit Verschluss des Afters und Anlage eines endgültigen künstlichen Darmausganges in die Bauchdecke.
Die Patientin erhielt zuvor eine umfassende Beratung auch durch die Stomatherapeutinnen des Franziskus-Hospitals. So konnte sie schließlich ihre Scham und ihre Sorge vor einem künstlichen Darmausgang überwinden.
Die Operation wurde vor einem Jahr durch Dr. Allemeyer in Schlüssellochtechnik (Laparoskopie) durchgeführt. Schon während der Erholungsphase von der Operation empfand die Patientin eine große Erleichterung, denn nun quälten sie nicht mehr der ständige Enddarmvorfall und das Herausrutschen des Stuhles in die Wäsche. Sehr bald konnte die Patientin wieder ihren Hobbies nachgehen, unbesorgt Freunde und Angehörige besuchen und ihre Lebensaktivitäten genießen. So feierte sie mit neu gewonnener Lebensqualität im Kreise ihrer Familie und Freunde ihren 80. Geburtstag.
Die Patientin würde sich jeder Zeit wieder für diesen Weg entscheiden und möchte gerne auch andere Betroffene ermutigen, sich vertrauensvoll Hilfe zu suchen. So kommen für die Patientin ihr Bedürfnis, anderen Menschen zu helfen, welches sie ihr gesamtes Berufsleben als Arzthelferin verfolgt hat, und die eigene große Erleichterung zusammen, die sie auch anderen Menschen ermöglichen möchte.