Patientin mit einer schwierigen Fistel geheilt

FHH - Franziskus-Hospital Harderberg

Beckenbodenchirurgie am Franziskus-Hospital mit einem Leistungsschwerpunkt in diesem Bereich

Einer Patientin mit einer besonderen Fistel nach einer schwierigen Entbindung konnte im Franziskus-Hospital Harderberg der Niels-Stensen-Kliniken geholfen werden: Dr. Allemeyer leitet die Abteilung für Proktologie, Kontinenz- und Beckenbodenchirurgie am Franziskus-Hospital Harderberg. Ein Leistungsschwerpunkt der Abteilung ist die Versorgung komplexer und besonders schwer zu behandelnder Fisteln wie die rektovaginalen Fisteln.

So konnte auch Tatjana Bonari (37) aus Melle geheilt werden. Eine spezielle OP im Franziskus-Hospital Harderberg konnte der gebürtigen Moldawierin helfen.

In Moldawien war etwa 10 Jahre nach einer schwierigen Entbindung eine rektovaginale Fistel (Fistel zwischen Enddarm und Scheide) aufgetreten. Hierbei besteht zum Beispiel durch Geburtsverletzungen eine Öffnung vom Enddarm zur Scheide, so dass Darmluft, Sekret und zum Teil sogar Stuhl in die Vagina übertreten. Neben der hierdurch ausgeprägten Beeinträchtigung der Lebensqualität können gefährliche Harnwegsinfektionen und Infektionen des inneren Genitale, der Gebärmutter und Eileiter entstehen.

Die Patientin wurde zunächst 2021 in Moldawien aufgrund der rektovaginalen Fistel operiert, sie entstand aber erneut. Seit einigen Jahren lebt die Patientin nun in Melle und stellte sich 2023 im Franziskus-Hospital vor. Die Symptome belasteten die junge Mutter sehr.

Da bei der Patientin vor vielen Jahren Geburtsverletzungen im Bereich des Dammes und der Gewebeschicht zwischen der Vagina und dem Enddarm entstanden waren und in Moldawien bereits ein Operationsversuch im Bereich der rektovaginalen Fistel vorausgegangen war, waren die Gewebsverhältnisse schwierig. Die Abheilungstendenz nach Operationen in diesem Gebiet kann dadurch erschwert sein. 

“Wir führten nach eingehender Beratung der Patientin und Bedenkzeit mit Abwägung der Alternativen zunächst einen minimal-invasiven Operationsversuch mit Zugang vom Damm aus durch”, so Dr. Allemeyer: “Die Fistel heilte mit diesem minimal-invasiven Therapieversuch nicht ab. Deshalb musste ein erweitertes Operationsverfahren gewählt werden, die Grazilis-Plastik. Hierbei wird ein Muskel vom Oberschenkel, dessen Funktion durch die anderen Oberschenkelmuskeln problemlos übernommen werden kann, gestielt (unter vollständiger Erhaltung der Blutversorgung und Nervenversorgung) unter der Haut hindurch geschwenkt und zwischen die Vagina und den Enddarm eingelegt: Diese Operation kann nur unter vorübergehender Ausschaltung der Stuhlpassage durchgeführt werden, deshalb musste vorübergehend ein künstlicher Darmausgang angelegt werden. So konnte das Operationsgebiet dann ohne Verschmutzungen durch Stuhl abheilen.”

Ergänzt wurde das Operationsverfahren durch eine anschließende Durchzugsoperation, bei der der Enddarm am Gebiet des Fistelverschlusses vorbeigeführt und am Schließmuskel angeschlossen wird: So konnte schließlich eine vollständige Abheilung erreicht werden. Demnächst ist die Rückverlagerung (Verschluss) des vorübergehenden künstlichen Darmausganges geplant.

Die Patientin ist sehr glücklich, dass die langjährige Erkrankung mit erheblicher Beeinträchtigung der Lebensqualität geheilt werden konnte. Sie möchte auch andere betroffene Patientinnen mit hohem Leidensdruck ermutigen, sich vertrauensvoll an ein erfahrenes Zentrum zu wenden.

Aufgrund seiner Schwerpunkttätigkeit auf dem Gebiet der Beckenbodenchirurgie wurde Dr. Allemeyer durch den Chefarzt der international bekannten Fistelklinik in Eldoret (Kenia) zum Erfahrungsaustausch nach Afrika eingeladen (gynocarefistulacentre.org). Dort wird Dr. Allemeyer im Oktober dieses Jahres erwartet.

Im Jahr 2025 wird Dr. Allemeyer Kongresspräsident der Deutschen Kontinenz-Gesellschaft sein.