Sie sind hier:
Falsche Daten beim Bundes-Klinik-Atlas
NSK-Verbundweit
Der Atlas soll laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach den Patienten in Deutschland „einen übersichtlichen Wegweiser durch den Krankenhaus-Dschungel in Deutschland bieten“.
Die Niels-Stensen-Kliniken, das Christliche Kinderhospital Osnabrück und das Klinikum Osnabrück kritisieren, dass der Bundes-Klinik-Atlas fehlerhafte Daten enthält und so den Vergleich von Kliniken verzerrt.
So sind zum Beispiel Fallzahlen einzelner Abteilungen der Niels-Stensen-Kliniken, wie etwa die Anzahl von Geburten oder die Anzahl eingesetzter künstlicher Kniegelenke, veraltet. Für ein Krankenhaus im Niels-Stensen-Verbund wird sogar eine Notfallversorgung ausgewiesen, obwohl es dort keine gibt. „Solche Fehler sind grob fahrlässig und irreführend “, sagt Werner Lullmann, Geschäftsführer der Niel-Stensen-Kliniken. Patienten würden mit diesem Atlas in ihrer Suche nach Transparenz getäuscht.
Darüber hinaus existiert bereits seit vielen Jahren ein verlässliches Online-Verzeichnis: das Deutsche Krankenhausverzeichnis der Deutschen Krankenhausgesellschaft. „Mit der Schaffung des Bundes-Klinik-Atlasses stiftet Gesundheitsminister Lauterbach nicht nur Verwirrung, sondern etabliert eine Parallel-Struktur ohne Mehrwert, die auf Kosten der Steuerzahler geht“, so Lullmann.
„Zwischen sehr viel und sehr wenig liegt nur ein Patient“
Kritik kommt auch aus dem Christlichen Kinderhospital Osnabrück (CKO). „Die im Klinik Atlas dargestellten Zahlen sind interpretationsbedürftig“, sagt Geschäftsführer Michael Richter.
So würde man in der jetzigen Darstellung der sogenannten Pflegelast lediglich die durchschnittliche Pflegeausstattung einer Klinik sehen, nicht aber der einzelnen Fachabteilungen. „Auf diese Weise vergleichen wir Äpfel mit Birnen, denn die Pflegelast und der Personaleinsatz unterscheiden sich innerhalb der Abteilungen einer Klinik deutlich“, so Richter. Die Klinikleitung zeigt sich deshalb verwundert, weil sie die jeweiligen Daten an die vom Bundesgesundheitsministerium beauftragten Institute detaillierter übermittelt, als sie im Klinik-Atlas dargestellt werden. „Zudem wird derzeit nur die Pflege am Bett gemessen, nicht aber weitere pflegerische Themen wie Pflegeberatung oder sozialmedizinische Nachsorge“, stellt der Geschäftsführer fest.
Im Klinik-Atlas wird auch dargestellt, wie häufig ein Krankenhaus eine bestimmte Behandlung durchführt. Allerdings liegt gerade bei seltenen Krankheiten zwischen der Bewertung „sehr viel“ und „sehr wenig“ häufig nur ein Patient.
Auch der Geschäftsführer des Klinikums Osnabrück, Frans Blok, kritisiert die aktuelle Version des Bundes-Klinik-Atlasses: „Der Klinik-Atlas ist grundsätzlich ein wertvolles Instrument zur Transparenz und Orientierung im Gesundheitswesen. Er soll es den Patienten ermöglichen, sich über die Qualität und das Leistungsspektrum von Kliniken zu informieren. Dies ist aber nur dann möglich, wenn die Daten aktuell, präzise und verlässlich sind, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können. Darüber hinaus ist die Vielzahl der Informationen für Laien oft schwer verständlich. Berücksichtigt werden nur unzureichend die individuellen Bedürfnisse und gesundheitlichen Bedingungen der Patienten. Es ist wichtig, den Klinik-Atlas kontinuierlich zu verbessern, benutzerfreundlicher zu gestalten und sicherzustellen, dass die Informationen stets aktuell und präzise sind. Nur so kann der Klinik-Atlas die Patienten dabei unterstützen, die für sie beste medizinische Versorgung zu finden.“