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Anatomie und Funktion
Die Nebennieren setzen sich aus zwei funktionell und embryologisch unterschiedlichen Anteilen, dem Nebennierenmark und der Nebennierenrinde, zusammen. Sie liegen retroperitoneal in unmittelbarer Beziehung zu den oberen Nierenpolen. Für die chirurgische Behandlung von Nebennierenerkrankungen ist die Kenntnis des venösen Abflusses dieser Drüsen entscheidend. Die Mündung der rechten Nebennierenvene ist die Vena cava inferior, die der linken die linke Nierenvene.
Embryologie
Die Nebennierenrinde ist entwicklungsgeschichtlich mesodermaler Herkunft. Sie beginnt sich etwa in der fünften Gestationswoche aus Zellen des Coelomepithels zu differenzieren. Etwas später entwickelt sich das Nebennierenmark aus Anteilen der Neuralleiste. Dieser Anteil der Nebennieren ist daher ektodermaler Herkunft. In die fetale Nebennierenrinde wandern die Zellen des Nebennierenmarks ein und werden schließlich vollständig von dieser umschlossen. Auf diese Weise entsteht die typische Dreischichtung, die am Querschnitt einer gesunden Nebenniere zu erkennen ist: Beidseits die gelbe Nebennierenrinde, die das zentral gelegene graue Nebennierenmark umgibt.
Makroskopie
Meist sind die Nebennieren anhand der Farbe vom umgebenden Fettgewebe bereits makroskopisch gut abzugrenzen. Die oberflächenbildende Nebennierenrinde ist von einem leuchtenderen Gelb als das umgebende Fett.
Die Nebennieren sind im Vergleich zu den anderen Organen zum Zeitpunkt der Geburt unverhältnismäßig groß. Zu diesem Zeitpunkt beträgt ihre Größe mehr als ein Drittel einer Niere. Der Rindenanteil verkleinert sich postnatal, so dass es nicht nur zu einer relativen, sondern auch zu einer absoluten Verkleinerung dieser Drüsen kommt. Eine normale Nebenniere des Erwachsenen wiegt ca. 4-5 Gramm. Sie hat eine flache Form und weist im sagittalen Durchmesser eine Stärke von weniger als 1 cm auf. In transversaler Richtung beträgt der Durchmesser ca. 3 cm, während sich die größte Ausdehnung in kraniocaudaler Richtung mit 4-5 cm findet.
Die rechte und die linke Nebenniere unterscheiden sich außerdem in ihrer Form. Die rechte Drüse hat ein dreieckiges bzw. pyramidenförmiges Aussehen. Dagegen erinnert die Form der linken Nebenniere eher an einen Halbmond. Im Sagittalschnitt (Computer-Tomographie, Kernspintomographie) lassen sich in den dorsalen Anteilen beider Nebennnieren zwei Schenkel (medial und lateral) unterscheiden. Dadurch stellen sie sich in dieser Ebene l- bzw. V-förmig dar. Die linke Nebenniere kann auch kommaförmig erscheinen.
Lagebeziehungen
Linke Nebenniere
Die linke Nebenniere liegt dem medialen Rand des oberen Nierenpols an und reicht daher kaudal bis nahe an die Strukturen des Nierenstiels. Pankreasschwanz, Milzvene und unter Umständen auch die Milz bedecken den unteren Anteil. Nach dorsal grenzt sie an das Zwerchfell. Von der Magenhinterwand wird linke Nebenniere durch die Peritonealschicht der Bursa omentalis getrennt. Rechte Nebenniere
Die rechte Nebenniere sitzt auf dem oberen Pol der rechten Niere auf. Sie wird nach ventral vom rechten Leberlappen bedeckt und ist von ihm teilweise durch eine Peritonealschicht getrennt. Die dorsale Fläche steht in Kontakt mit dem Zwerchfell. Die Vena cava inferior bedeckt den craniomedialen Anteil der rechten Nebenniere, so dass dieser beim Blick von ventral erst gesehen werden kann, wenn die Vena cava inferior nach medial gezogen wird. Umgekehrt verdeckt dieser Nebennierenanteil beim Blick von dorsal die Vena cava inferior und die Einmündung der rechten Nebennierenvene in die Vena cava inferior.
Gefäßversorgung
Arterien
Wie alle endokrinen Organe sind auch die Nebennieren exzellent durchblutet. Beide Nebennieren besitzen jeweils drei Arterien zur Versorgung. Die Aa. suprarenales superiores entstammen der Arteria phrenica inferior, die beidseits mehrere dieser Äste zu den cranialen Anteilen der Nebenniere abgibt. Die Aa. suprarenales mediae gehen etwas oberhalb der Nierenarterien aus der Aorta ab. Sie entspringen beidseits zumeist als einzelne Gefäßstämme, zweigen sich nahe der Nebennieren auf und erreichen diese an ihrem anteromedialen Aspekt. Die Arteriae suprarenales inferiores treten von caudal in die Nebenieren ein und werden von den Arenales abgegeben.
Venen
Im Gegensatz zur arteriellen Versorgung ist die Anatomie der Nebennierenvenen erstaunlich wenig Variationen unterworfen. Beidseits dient im wesentlichen ein Gefäß zur venösen Drainage der Nebennieren. Auf der rechten Seite mündet die Nebennierenvene direkt in die Vena cava inferior. Diese Vene ist aufgrund der engen Lage von Nebenniere zu Vena cava inferior oft nicht länger als 1 cm. Die linke Nebennierenvene mündet in die linke Nierenvene. Da sie deutlich länger ist als die rechtsseitige Vene, ist sie bei einer Adrenalektomie leichter zu versorgen. Nahe der Nebenniere nimmt sie regelhaft die Vena phrenica inferior auf. Diese muss daher ebenfalls versorgt werden, wenn die Nebennierenvene nahe der Nierenvene durchtrennt wird. Auf beiden Seiten gibt es zusätzliche kleine Venen, die in die Vena cava inferior, die Nierenvenen oder die Zwerchfellvenen münden. Sehr selten kann auch eine Verbindung zum Pfortaderstromgebiet vorkommen.