Klinische Forschung

Unsere Abteilung beteiligt sich im Rahmen klinischer Forschungstätigkeit an der Teilnahme von Multicenterstudien. Außerdem werden eigene Studienprotokolle entwickelt zur Erhebung von Daten beispielsweise im Rahmen einer Promotion oder zu weiteren klinischen Forschung. Aktuell nehmen wir an folgenden Studien teil:

DaCaPo

Gemeinsam mit dem ARDS-Netzwerk Deutschland und gefördert durch das BMBF nimmt unsere Klinik an der Studie:

"Das schwere akute Lungenversagen des Erwachsenen: Einfluss der Versorgungsqualität und individueller Patientenmerkmale auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität bei Überlebenden (DACAPO)"

Surviving ARDS: the influence of quality of care and individual patient characteristics on health-related quality of life (DACAPO)

teil.

Ziel der Studie ist die deutschlandweite, systematische Erfassung von Patienten mit schwerem Lungenversagen und deren Lebensqualität nach abgeschlossener Behandlung sowie die Identifikation von Qualitätsmerkmalen der gesamten Versorgungskette. Im Rahmen der Versorgung werden relevante Voraussetzungen bei 2.400 Patienten erfasst sowie die Struktur- und Prozessqualität der beteiligten Institutionen dokumentiert. Bei den Rahmenbedingungen wird folgendes untersucht:

  1. medizinische (Diagnosen, Vitalparameter, Erkrankungsschwere, Beatmung, Organfunktionen)
  2. soziodemographische (Geschlecht, sozio-ökonomischer Status, Familien- und Wohnverhältnisse)
  3. psychosoziale (soziale Unterstützung, Depression, Stresssymptome)

Anschließend erfolgt die wiederholte Nachbefragung der Patienten in Bezug auf Lebensqualität und Rückkehr ins Erwerbsleben.

Das Vorhaben soll Stärken und Schwächen der Versorgungskette und -qualität von Patienten mit akutem Lungenversagen identifizieren sowie konsekutiv gezielte Ansätze zur Korrektur und nachhaltigen Steigerung des Behandlungserfolges ermöglichen.

(Quelle: Internetseite der Universitätsklinik Regensburg)

Antikoagulation ECMO

Antikoagulation des kritisch kranken Patienten unter ECMO Therapie mit Argatroban

Intensivpatienten sind ein besonderes Patientenklientel, die eine differenzierte Gabe von gerinnungshemmenden Medikamenten benötigen. Zum einen sind sie durch die Grunderkrankung, therapeutische Maßnahmen wie Immobilisation und/oder Verletzungen besonders thrombosegefährdet, zum anderen besteht das Risiko einer Überdosierung mit Blutungskomplikationen. Außerdem kommen in der Intensivmedizin auch extrakorporale Verfahren wie Dialyse oder extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) zum Einsatz, für deren sicheren Betrieb eine ausreichende Gerinnungshemmung des Patienten notwendig ist, um eine Gerinnung des Blutes in den Geräten zu verhindern.

Eine gefürchtete Komplikation einer Gerinnungshemmung mit Heparin ist die heparininduzierte Thrombozytopenie (HIT), hierbei entstehen Antikörper gegen die Verbindung von Heparin mit dem Plättchenfaktor 4, was wiederum zu einer Vernetzung und Aktivierung von Thrombozyten führt. Durch diesen Mechanismus fällt zum einen die Trombozytenzahl ab, zum anderen ist das Risiko für thrombembolische Ereignisse stark erhöht. Gerade unter einer ECMO-Therapie ist jedoch das Leitsymptom Thrombozytopenie kaum verwertbar, so dass das Erkennen der HIT erschwert wird.

Leider steigt das Risiko einer HIT mit der Krankheitsschwere bzw. mit der Größe des Gewebstraumas, so dass Intensivpatienten besonders gefährdet sind. Noch höher ist das Risiko, wenn eine ECMO-Therapie durchgeführt wird. So finden sich in der Literatur HIT-Inzidenzen von bis zu 30 % bei diesen Patienten

Es gibt alternative Antikoagulantien zum Heparin, die insbesondere zur Verwendung bei HIT-Verdacht bzw. bei HIT-positiven Patienten zum Einsatz kommen. Eine hierfür häufig genutzte Substanz ist Argatroban.

Im Marienhospital Osnabrück wurde seit 2013 direkt bei Anschluss an die ECMO mit Argatroban antikoaguliert, um das Risiko einer HIT-Entstehung bei diesen Patienten zu verhindern.

Ziel dieser Arbeit ist die Untersuchung, ob eine Antikoagulation des ECMO-Patienten mit Argatroban dem üblichen Vorgehen mit Heparin mindestens gleichwertig ist.

Es wird eine retrospektive, monozentrische Studie durchgeführt, für die vorliegende Patientenakten anonymisiert hinsichtlich biometrischer Daten, Beatmungsparameter, Laborwerte ect. ausgewertet werden. Da etwa bis Mitte 2013 die Antikoagulation mit Heparin, danach mit Argatroban erfolgte, können so zwei Patientenkollektive gebildet werden, die sich optimalerweise nur durch die Auswahl des Antikoagulans unterscheiden. Somit ist eine Gegenüberstellung und Auswertung mit Hilfe von statistischen Methoden möglich. 

Ein Ethikvotum ist für diese Auswertung nicht erforderlich (Stellungnahme der Ethikkomission der Medizinischen Hochschule Hannover vom 24.11.2015. Nr. 2953-2015)

PEEP-Einfluss

Einfluss unterschiedlicher PEEP-Werte auf den Gasaustausch spontan atmender Patienten im frühen Weaning

Die invasive Beatmung ist zentraler Bestandteil der Intensivmedizin. Über einen in die Luftröhre platzierten Schlauch (einen Endotrachealtubus) wird mittels eines Beatmungsgerätes der Patient mit Sauerstoff versorgt. Beatmung wird in der Intensivmedizin dann angewandt, wenn die eigene Atmung ausfällt oder nicht ausreichend ist. Abhängig von der Situation kann die Beatmung Stunden, aber auch mehrere Tage notwendig sein. Neben dem offensichtlichen Nutzen einer Beatmung, hat dieses Verfahren aber auch Komplikationen und negative Einflüsse für den Patienten. Daher ist es das Ziel, die eigene Atmung und Lungenfunktion rasch wiederherzustellen.

Trotz zahlreicher Studien zur Beatmung, ist weiterhin nicht eindeutig geklärt, welches die beste Beatmungsstrategie in der Entwöhnungsphase ist. 

Unsere Untersuchung hat als Ziel, zwei Beatmungsstrategien miteinander zu vergleichen. Die Patienten werden in zwei verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Beatmungsverfahren verteilt. Der Unterschied liegt hierbei lediglich in der Wahl des Beatmungsdruckes zu einem Zeitpunkt, an dem sie wieder selbstständig, jedoch mit Unterstützung des Beatmungsgerätes atmen. Dieser Beatmungsdruck, auch PEEP genannt, wird je nach Gruppenzugehörigkeit unterschiedlich hoch eingestellt.

Zuständige Ethikkommission: Med. Hochschule Hannover

Die Studie ist auf Clinicaltrials.gov unter der Nummer NCT02281695 registriert.

Rachentamponade

Inzidenz von Schleimhautverletzungen unter der Verwendung von Rachentamponaden bei Operationen im Nase-Rachen-Bereich

Postoperative Übelkeit und Erbrechen sind zwei der häufigsten Komplikationen in der Anästhesie. Insbesondere nach Operationen im Nase-Rachenbereich soll es vermehrt auftreten. Erklärt wird dies unter anderem durch in den Magen heruntergelaufenes Blut aus dem Operationsgebiet. Deshalb wird nach Narkosebeginn eine Mullbinde durch den Mund in den Rachenraum platziert (Rachentamponade). Diese soll das Herunterlaufen des Blutes in den Magen verhindern.

Der Erfolg dieser Maßnahme ist bisher nicht eindeutig in klinischen  Untersuchungen bewiesen worden. Es häufen sich sogar die Hinweise, dass es durch die Einlage der Tamponade zu kleineren Verletzungen an der Schleimhaut der Rachenhinterwand kommen kann.

Ziel dieser Untersuchung soll daher sein zu überprüfen, ob es unter der Verwendung von Rachentamponaden tatsächlich vermehrt zu schmerzhaften Läsionen der Rachenhinterwand kommt und in wie weit die Tamponade postoperativer Übelkeit entgegen wirkt.

Um diese Fragen zu beantworten, wird bei der Hälfte der Patienten, die nach Aufklärung und Zustimmung an der Studie teilnehmen und die sich einer solchen Operation unterziehen die Rachentamponade eingelegt, wohingegen bei der anderen Hälfte der Patienten die Anlage der Tamponade ausbleibt.  Ansonsten werden die Patienten beider Gruppen absolut identisch behandelt.

Einschlusskriterien

Patienten, die sich für operative Eingriffe im Nasen-, oder im Nasennebenhöhlenbereich vorstellen (Nasenscheidewandoperationen und Nasennebenhöhlen-Operationen), Operationsdauer über 1 Stunde, Alter über 18 Jahre, keine übelkeitsunterdrückende Vormedikation, keine Schwangerschaft

zuständige Ethikkommison: Med. Hochschule Hannover

Die Studie ist auf clinicaltrials.gov unter der Nummer NCT02757300 registriert.