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Tumorerkrankungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich
Die Mundhöhle wird von Mundvorhof und Mund-Rachen gebildet. Das Dach der Mundhöhle wird begrenzt durch den harten und weichen Gaumen. Bei geschlossenem Mund füllt die Zunge die Mundhöhle aus.
Der Rachen ist der hinter dem Mund und Nase gelegene Raum und stellt einen gemeinsamen Abschnitt des Speise- und Luftweges dar. Der Rachen wird in drei Abschnitte aufgeteilt: Nasen-Rachen, Mund-Rachen und Kehlkopf-Rachen (Naso-, Oro- und Hypopharynx).
Mundhöhle und Rachen dienen als Resonanzraum beim Sprechen. Eine besondere Rolle in der Immunabwehr spielt eine Ansammlung von Lymphgewebe im Rachenbereich, der sogenannte Waldeyer-Rachenring.
Der Kehlkopf (Larynx) ist in seiner Funktion einem Ventil ähnlich. Beim Schlucken verschließt er den Eingang zur Luftröhre, außerdem ist er der Ort der Erzeugung der menschlichen Stimme.
Die Luftröhre (Trachea) entspricht funktionell einem Transportrohr für Atemluft. Verengungen der Luftröhre machen besondere therapeutische Konzepte notwendig, da sie zu wesentlichen Einschränkungen des Sauerstofftransports und damit der Versorgung der Organe führen.
Die Speiseröhre ist die Fortsetzung des oberen Speisewegs. Die Beziehung zu dem gemeinsam verlaufenen oberen Luft- und Speiseweg entsteht durch die gleiche Schleimhautauskleidung. Für bösartige Erkrankungen bestehen ähnliche Ursachen.
Die Tumoren der Mundhöhle, des Schlundes und des Kehlkopfs machen sich durch Funktionsstörungen beim Schlucken und Sprechen und Einschränkungen bei der Atmung, sowie durch Schwellungen der Halsweichteile bei Absiedlungen von Tumorzellen in Halslymphknoten bemerkbar.
Gutartige und auch bösartige Tumore leiten sich von unterschiedlichen Geweben der Mundhöhle, des Rachens, des Kehlkopfes, der Luft- und Speiseröhre ab.
Das Auftreten bösartiger Tumore (Gewebeart: überwiegend Plattenepithelkarzinome) ist mit 90% aller Tumore die häufigste Tumorart der oberen Atem- und Speisewege. Männer sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Es konnte ein direkter Zusammenhang der Tumorentstehung mit dem Genuß von Tabak und Alkohol nachgewiesen werden.
Im weiteren zeigt sich ein Zusammenhang zwischen der Entstehung von Karzinomen im Bereich der Mundhöhle und des Kehlkopf-Rachens (Hypopharynx) mit dem Nachweis von Virusmaterial (Humanpapillom-Virus 16 und 18) in Tumorzellen. Das Auftreten von HP-Virus stellt ein erhöhtes Risiko für die Tumorentstehung an den Gaumenmandeln dar. In etwa einem Drittel der Fälle lassen sich in den Tumorzellen Virusgenome von HPV in Mundhöhle und auch Kehlkopf-Rachen nachweisen.
Mundhöhlenkarzinome (Oropharynxkarzinome)
Mundhöhlenkarzinome stellen einen Anteil von 10 % aller bösartigen Neubildungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich. Karzinome der Gaumenmandeln und des Zungengrundes bleiben lange Zeit ohne Symptome und verursachen erst spät lokale Schmerzen, Schluckbeschwerden und Einschränkungen der Mundöffnung. Diagnostiziert werden sie durch endoskopische Untersuchungsverfahren in Narkose, bei denen Gewebebiopsien (Entnahmen von Gewebeproben) erfolgen und die Ausdehnung des Tumors eingeschätzt wird. Zur Festlegung von Therapiestrategien ist radiologische Diagnostik (Kernspintomographie, Computertomographie, Röntgenverfahren und Ultraschalldiagnostik zum Nachweis der Tumorausdehnung und Absiedlungen in den Organismus) notwendig, die in enger Zusammenarbeit mit der Radiologischen Klinik des Hauses erfolgt.
Die Therapie der Mundhöhlen- und Rachenkarzinome erfolgt in Abhängigkeit von der Tumorausdehnung primär chirurgisch, durch postoperative Strahlentherapie oder Kombination von Chemotherapie und Strahlenbehandlung.
Bösartige Erkrankungen des blutbildenden Systems
Der Pharynxbereich (Rachen) ist die häufigste Lokalisation von bösartigen Neubildungen des blutbildenden Systems (Plasmozytome, Lymphome, Leukämie).
Die Ursache ist nicht eindeutig. Autoimmunerkrankungen, virale Erkrankungen, Knochenmarkstransplantation und Strahlentherapie können eine ursächliche Rolle spielen. Die übliche Tumorklassifikation ist für die maligne (bösartige) Erkrankung des blutbildenden Systems nicht relevant. Die Stadieneinteilung erfolgt anhand einer Kombination aus immunchemischer Gewebetypisierung und systemischer Krankheitsausbreitung im Organismus. Die Therapie erfolgt in Frühstadien als Strahlenbehandlung und im Weiteren über verschiedene chemotherapeutische Verfahren.
Carcinome des Kehlkopfrachens (Hypopharynxkarzinom)
Die bösartigen Tumore des Kehlkopfrachens haben einen Anteil von 5 % an allen Neubildungen des HNO-Bereiches. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Ursächlich besteht ein Zusammenhang mit übermäßigem Alkohol- und Nikotinkonsum. Die Karzinome (Krebserkrankungen) des Kehlkopf-Rachens betreffen verschiedene Unterbereiche und machen sich durch Schluckstörungen, zum Ohr ziehende Schmerzen und bei Einwachsen in den benachbart gelegenen Kehlkopf durch Heiserkeit bemerkbar. Diese Tumore fallen vor allem durch Halslymphknotenschwellungen auf. Bei der Diagnostik der Kehlkopfrachen-Tumore (Hypopharynxtumore) erfolgt bei der Endoskopie (Spiegelung) die genaue Beurteilung der Ausdehnung, insbesondere in Hinblick auf ein mögliches Einwachsen in den Kehlkopf. Die Therapie richtet sich nach der Tumorausdehnung. Tumoren des Kehlkopfrachens, die weniger ausgedehnt sind, können organschonend mit dem Kohlendioxid-Laser entfernt werden. Größere Tumore werden offen chirurgisch entfernt. Zur Defektdeckung werden plastische Gewebetransfers durch Nah- und Fernlappenplastiken durchgeführt. Die Resektion(Entfernung) von Halsmetastasen (Tochtergeschwulsten) spielt bei dieser Erkrankung eine wichtige Rolle. Weitere Therapieoptionen bestehen in einer Strahlenbehandlung und Chemotherapie. In Zusammenarbeit mit den internistischen Onkologen und den Strahlentherapeuten werden individuelle Therapieplanungen für die Patienten erstellt.
Kehlkopfkarzinome (Larynxkarzinome)
Über chronische Veränderungen der Kehlkopfschleimhaut (Präkanzerosen) können Karzinome (Krebserkrankungen) entstehen. Kehlkopfkarzinome weisen als Hauptsymptom Heiserkeit auf. Durch den Befall unterschiedlicher Kehlkopfabschnitte können die Symptome variieren. Die Behandlung von Karzinomen des Kehlkopfeingangs, der Stimmbänder und der unteren Kehlkopfetage machen unterschiedliche Therapiekonzepte notwendig. Kleinere Tumore aller drei Kehlkopfetagen lassen sich durch laserchirurgische Behandlung entfernen. Ausgedehntere Tumoren bedürfen chirurgischer Behandlung. Hierbei werden organerhaltende Teilresektionen (Teilentfernungen) durchgeführt. Bei ausgedehnteren Tumoren ist eine Kehlkopftotalentfernung notwendig, mit der Möglichkeit einer Stimmrehabilitation (Stimmwiederherstellung) durch den operativen Einsatz von Stimmprothesen. Die Entfernung von Halsmetastasen ist auch bei Tumoren des Kehlkopfes unerlässlich.
In der Hals-Nasen-Ohren-Klinik des Marienhospitals Osnabrück werden alle zur Diagnose und Therapiefestlegung bei Tumoren der Mundhöhle, des gesamten Rachens und des Kehlkopfes notwendigen endoskopischen Untersuchungen und bioptischen Verfahren durchgeführt. Unter Zuhilfenahme radiologischer Diagnoseverfahren (Kernspintomographie, Computertomographie, Röntgendarstellung und Sonographie) wird ein individuelles Behandlungskonzept erstellt.
Möglich ist dabei die Entfernung kleinerer Tumore mit dem Kohlendioxid-Laser.
Ausgedehntere Tumore werden offen chirurgisch reseziert (entfernt). Neuere Behandlungskonzepte werden dabei verfolgt, die funktions- und organerhaltende Therapiemöglichkeiten beinhalten.
Wenn diese Therpieoptionen eine sichere Resektion (Entfernung) des Tumors im Gesunden nicht möglich erscheinen lassen, können ausgedehntere Resektionen mit vollständiger Entfernung des Kehlkopfes und angrenzender Rachenanteile durch plastisch-rekonstruktive Gewebetransfers von uns durchgeführt werden. Bei der Totalentfernung des Kehlkopfes kann bei der Operation ein Sprechventil zur Stimmanbahnung eingesetzt werden.
Eine weiterer Behandlungsansatz liegt ggfs. in einer konservativen Tumortherapie mittels Chemo- und/oder Strahlentherapie. In wöchentlich stattfindenden interdisziplinären (fachabteilungsübegreifenden) Konferenzen werden auch hier angepasste Behandlungskonzepte beraten.
Nach erfolgter Behandlung der Kopf- Hals- Tumore werden turnusgemäße Tumornachsorgeuntersuchungen in der Klinik angeboten.